Hausbesuche

Ich bin froh, dass ich hier im Projekt sowas wie einen Rhythmus habe. Morgens um 9 Uhr holt mich das Motorradtaxi ab. Das ist besser, als den halben Tag zu warten, ob überhaupt etwas passiert. Heute stehen auf der Arbeit Hausbesuche an. Dazu arbeiten wir mit der örtlichen katholischen Kirche zusammen.

Mein neues zu Hause

Unser erster Besuch führt und zu einem älteren Ehepaar von 74 und 81 Jahren. Der ältere Mann ist sehr schwach und benötigt Medikamente. Aber von den ehemals 14 Kindern haben nur 5 überlebt und von den 5 will nur die Tochter die Eltern unterstützen. Ein weiterer im Haushalt lebender Sohn ist behindert und die anderen 3 Kindern gewähren den Eltern kein (finanzielle) Unterstützung, obwohl sie in der Gegend leben. Die Tochter hat kürzlich ihren Job verloren und kann ihre Eltern kaum unterstützen. Sie ist von ihrem Ehemann weggegangen und zusammen mit ihren 3 Kindern zu ihren Eltern gezogen, um diesen besser helfen zu können. Zumindest für die Bildung der Kinder sorgt der Ehemann aber weiter. Die Tochter möchte ein kleines Business mit Lebensmitteln eröffnen, aber dazu fehlt ihr das Geld. Ausserdem würde sie gerne irgendwann die Schulung zur Friseuse beenden. Unsere psychologische Unterstützung konzentriert sich auf die Tochter, da diese noch über die größte Resilienz von allen verfügt, um die Familie durch die harten Zeiten zu bringen.

Jimmy und eine Volontärin Emma aus UK

Beim zweiten Besuch geht es zu 2 alten Damen, die auf der Erde liegen, während wir auf Bänken hocken. Ich schätze beide auf über 80 Jahre ein, aber eine soll erst 60 Jahre sein, während die andere Ihre Mutter ist. Aber ihr eigenes Alter kennt sie nicht. Die ältere Frau hat früher mit ihrem Mann in Kampala gelebt, ist aber im Alter in ihre Heimat zurückgekehrt. Jetzt gibt es keinen mehr, der sich um die beiden Damen kümmert. Der größte Wunsche der Mutter ist es, am 3. Juni, dem Tag der christlichen Märtyrer von Uganda, in der Kirche zu beten. Der Wunsch wird ihr wohl erfüllt werden. Ende des 19. Jahrhunderts hat der König von Buganda mehrere Dutzend zum Christentum konvertierte Ugander töten lassen. Der Papst hat diese später heiligsprechen lassen. Zum Abschluss spreche ich noch ein Gebet für alle. Ich werde noch zum Priester, denn gestern ist mir in der Kirche dieselbe Ehre zu Teil geworden.

Mit den Bodas unterwegs

Zum Abschluss haben wir 2 alte Menschen besucht, wo der Familienvater schwer krank ist. Vor 13 Jahren im Alter von 68 Jahren hat ihn seine Kuh angegriffen und seitdem leidet er unter verschiedenen Krankheiten. Wie ich verstanden habe, hat er Demenz, Krebs und verschiedene Organprobleme. Die dringend benötigte medizinische Behandlung ist in den öffentlichen Krankenhäusern sehr dürftig, daher verbessert sich sein Zustand kaum.

Projektleiter Denis und sein Sozius

Den Nachmittag habe ich zur freien Verfügung, deshalb erledige ich einige kleine Sachen. Die Geheimnummer von meiner SIM-Karte war wohl von Anfang an falsch, jetzt benötige ich diese aber für mobiles Bezahlen und Aufladen von Guthaben. In der Servicestelle des Mobilfunkanbieters MTN hilft man mir vorbildlich, ich komme sofort dran, obwohl der Wartesaal voll ist. Dann musste ich mal wieder Geld abheben und Obst habe ich auch gekauft. Im Anschluss habe ich mir ein kleines Hotel angeschaut. Meine kleine Wohnung ist zwar ok, aber das Niveau kratzt schon an der unteren Grenze. Vor allem der nächtliche und frühmorgendliche Lärm sowie die fehlende Wasserzufuhr im Haus nerven schon ziemlich. Heute ist das Wasser sogar im Außenbereich ausgefallen und die bräunliche Brühe, die dann später aus dem Hahn kam, schien mir selbst nach dem Abkochen magenunfreundlich. Gut, dass ich eine Typhusimpfung intus habe.

In der Kirche ist der Teufel los

Die Nachtruhe in der Natur ist deutlich angenehmer als in der Stadt, wobei auch hier mitten im Nichts mein Hausnachbar laute Musik ab 7 Uhr morgens schätzt. Sei’s drum.

Spartanisches Restaurant

Ich lasse den Tag langsam angehen und mache mich dann gemütlich zu Fuß zu den Wasserfällen auf, die auf einem 3stündigen Wanderrundweg erreichbar sein sollen. Schon nach 30 Minuten komme ich an einer der zahlreichen Kirchen vorbei, die hier jeden Sonntag mit lauter Musik auf sich aufmerksam machen.

Kommt herbei, singt dem Herrn…

Ich tanze ein wenig auf der Strasse mit und ein Junge lädt mich ein mitzubeten. Da ich heute sowieso nichts besonderes vorhabe, gehe ich mit in die Kirche. Ich werde sofort von dem Leiter der Messe persönlich auf Englisch begrüsst. Ansonsten findet die Messe auf Rutooro statt. Und kurze Zeit später darf ich schon nach vorne kommen und die Gemeinde begrüssen. In diesen Spontan-Auftritten bin ich mittlerweilge geschult und teile der begeisterten Gemeinde meine 3-4 Sätze auf Rutooro mit. Der Rest meiner Ansprache wird dann aus dem Englischen simultan übersetzt.

Hier ist der vibe noch zu spüren:-)

Mein Ansinnen war, meine Wanderung nach kurzer Zeit fortzusetzen. Am Ende sind 2 Stunden daraus geworden. Neben verschiedenen Beschwörungspsalmen, die bei uns auch als Teufelsaustreibungen durchgehen würden, gab es auch sehr schöne und lebendige Tänze und Gesänge. Vor allem das Publikum ist hier viel jünger als bei uns in der Kirche, die meisten sind zwischen 5 und 25 Jahren alt, was dem Durchschnitt der ugandischen Bevölkerung entspricht.

Die Mahoma falls

Als es endlich weitergeht, kann ich die letzten paar Kilometer in drückender Mittagshitze fortsetzen. Die Wasserfälle selbst sind nicht so beeindruckend, eher ist interessant, wie viele Kinder mich die ganze Zeit umschwärmt haben und nach Geld gefragt haben. Ansonsten betteln die Kinder eher wenig, aber vielleicht haben die muzungus doch das ein oder andere Mal hier in der touristischen Gegend Geld verteilt und die Kinder damit ermuntert, das weiterzuführen.

Wasserrutsche im Fluss

Da die Zeit knapp ist, lasse ich mich per boda-boda zur Lodge zurückbringen. Nach einem Kaffee lasse ich mich von dem gleichen Fahrer auch nach Fort Portal bringen. Er ist ein netter Junge, der hier mit seiner Frau und 2 Kindern im Dorf lebt. Seine Frau ist Bukonzo, deshalb können wir ein wenig in der Sprache der Bukonzo sprechen. Sein Geschäft ist das Motorradtaxifahren. Er hat sich das Motorrad auf Kredit gekauft und muss jede Woche 15 Euro abbezahlen. Noch 4 Monate und dann hat er sein Motorrad abbezahlt. Dann bleibt etwas mehr von den Einnahmen übrig. Er hat in der Schule nur Senior 4 Level abgeschlossen (ich denke, das entspricht unserem Hauptschulabschluss) und müsste noch weiter studieren, um einen besseren Job zu bekommen. Aber dafür fehlt leider das Geld.

2. Kaffeetrinken mit Ausblick (mit Feetgebäck Mandas)

Abends, als ich mich gerade in meiner Becher-Dusche erfrische, steht auf einmal Ex-Schwester Olivia vor meiner Türe. Mich überrascht hier nur noch wenig, aber der Moment war ein wenig unpassend. Sie wollte mit mir Abendessen gehen und da ich außer Fertignudeln nichts im Haus hatte, sind wir in die Stadt gefahren. Wir haben ein kleines lokales Restaurant aufgesucht, wo ich Fisch mit Reis gegessen habe. Es war lecker, ich muss nur aufpassen, dass mein Magen das vermehrte Essen in Strassenküchen verträgt.

Die crater lakes

Es ist wieder Wochenende und ich tue mich ein wenig schwer, wieder eine Aktivität zu planen. Meine Bekanntschaften sind in den Bergen geblieben und meine neue Kollegen sind bei ihren eigenen Familien. Aber nachdem die Messe gestern Nacht bis 1 Uhr geklagt hat und der Hahn wieder um 5 Uhr angefangen hat, direkt vor meiner Türe zu Krähen, ist eigentlich alles besser, als hier im Zimmer zu bleiben.

Hausbesichtigung

Also entschließe ich mich, die crater lakes zu besuchen, eine nette Ansammlung von mehreren Seen vulkanischen Ursprungs, die idyllisch in der Natur liegen sollen. Ich begebe mich zum Taxistand in der Innenstadt, um ein Auto in diese Richtung zu finden, werde aber ziemlich penetrant von den Boda-boda-Fahrern bedrängt. Da erbarmt sich doch eine Frau in Schwesterntracht meiner Wenigkeit und bietet mir an, mich mitzunehmen. Sie müsste aber noch eine Kleinigkeit vorher erledigen. Da ich sowieso nichts besseres vorhabe, sage ich dankend zu. In ihrem großen SUV bringen wir zuerst Bekannte von einem Krankenhaus zum nächsten. Der ältere Mann hat böse offene Wunden am Fuß und benötigt dringend eine Behandlung. Danach möchte mir Schwester Olivia ihr neues Haus zeigen. Es ist noch im Rohbau, aber für hiesige Verhältnisse extrem groß und massiv gebaut.

Mit Schwester Olivia on tour

Da ich wegen des Lärms bei mir zu Hause evtl. die Unterkunft wechseln möchte, zeigt sie mir noch das Hotel, in dem sie unterkommt, wenn sie hier in der Stadt ist. Das Gästehaus Lisieux liegt zufällig ganz in der Nähe von meiner Behausung und ich bin schon öfters daran vorbei gekommen. Zumindest ist es dort sehr ruhig. Da wir schon mal vor Ort waren, habe ich ihr gleich noch mein bescheidenes Heim gezeigt. Meine Nachbarn waren erstaunt, als ich mit einer Schwester im großen SUV vorgefahren kam:-)

Autowäsche im Fluss

Eigentlich ist Olivia keine Schwester mehr, da sie vor einiger Zeit aus dem Orden ausgetreten ist und jetzt ein Business in Kampala hat. Trotzdem trägt sie weiter ihre Tracht, ich denke, das verschafft ihr mehr Respekt und Sicherheit. Nachdem wir noch einen jungen Mann eingeladen haben, konnte es endlich losgehen. Nach 15 Minuten Fahrt trennen sich dann unsere Wege und ich fahre mit einem boda-boda weiter in die Berge. Zumindest habe ich jetzt mal einen neuen weiblichen Kontakt in WhatsApp, wo mich hier sonst immer nur Männer daten wollen.

Lake Nyinambuga
Kurzer heftiger Schauer

Nach 20 Minuten sehe ich schon die ersten Seen am Wegesrand liegen. Wir fahren noch weiter bis zu einer Lodge, wo ich auch die Nacht verbringen werde. Die Unterkunft ist spartanisch, mit 12,50 Euro aber günstig. Ich nutze den Nachmittag, um den grossen See Nyinambuga zu umrunden, der auch den 20.000 UGX- Schein ziert. Zwischendurch muß ich in einem kleinen Shop Zuflucht suchen, da es stark regnet. Zum Glück aber nur für kurze Zeit.

Lodge im Wald
Kaffeetrinken mit Ausblick

Zurück im Camp genieße ich die kalte Dusche und bestelle dann mein Abendessen. Obwohl ich der einzige Gast im Camp bin, dauert die Essenszubereitung über 1 Stunde. Aber dafür ist das Gericht namens mixed Grill, eine Mischung aus Ei, Fleisch und Nudeln, nach Wahl mit scharfem Chili, sehr schmackhaft. Kurze Zeit später sitze ich in völliger Dunkelheit, da die Besitzer das Licht ausgeschaltet haben. Gut das ich den Blog auf dem Handy auch ohne Strom fertigstellen kann.

Dinner for one

Casual Friday

Heute treffen wir uns im Office von meinem Projekt. Es ist Freitag und die beiden Psychologen sind nicht im Feld unterwegs (d.h. unterwegs bei den Leuten in den Dörfern). Am Freitag machen Sie administrative Arbeit und planen die nächste Woche.


Meine beiden Kollegen Denis und Jimmy geben mir einen Überblick, was die “Fort Health Mental Initiative” macht. Wie der Name schon sagt, geht es um Mental Health. Und die beiden Gründer haben Psychologie studiert. In Folge der Verheerungen des jahrelangen Lockdowns während der Corona-Pandemie (wie oft ich das hier leider schon hören musste) haben sich die beiden entschlossen, die psychologischen Probleme der Bevölkerung zu adressieren. Durch das Eingesperrtsein in engen Behausungen zusammen mit sehr vielen Menschen und verbunden mit fehlenden Einkommen kam es während des Lockdowns sehr oft zu häuslicher Gewalt, Alkohomissbrauch, Inzucht, Kinderschwangerschaften, etc. etc. Da ist denke ich die Frage durchaus berechtigt, ob das Leid durch den Lockdown grösser war oder die hier im internationalen Vergleich relativ geringe Anzahl von Todesfällen. Da die Bevölkerung Ugandas extrem jung ist, gab es hier viel weniger Covid-Risikogruppen als bei uns. Hinzu kommt, dass die Impfstoffe laut Aussage meiner Kollegen erst mehr als 2 Jahre nach Ausbruch der Pandemie zur Verfügung standen! Ich wurde Anfang Juni 2021 geimpft, also ca. 1,5 Jahre nach Ausbruch. Abgesehen davon waren unsere Lockdowns im Vergleich zu hier überschaubar kurz.

Nachbarschaftsidylle

Meine Kollegen arbeiten mit verschiedenen Organisationen zusammen, um diese bei der Behandlungen von psychologischen Problemen der ländlichen Bevölkerung zu unterstützen. Vor allem Kinder stehen dabei im Fokus, da diese besonders unter verschiedenen Benachteilungen leiden.

Später lerne ich noch etwas über afrikanische Geschäftssitten. Wir fahren zum lokalen SOS Kinderdorf, um einen Kontakt zu dieser Organisation aufzubauen. Wir werden aber vom Sicherheitsmann abgewiesen, da unser Ansprechpartner in einem Meeting ist. Um ehrlich zu sein, haben wir für heute keinen Termin, sondern der war für gestern terminiert worden. Trotzdem entscheiden sich meine beiden Kollegen, zum Büro unserer Ansprechpartnerin zu gehen. Und in der Tat, die Dame kommt aus der Besprechung heraus, lädt uns zu sich ins Büro, lässt uns unsere Kurzvorstellung machen, weist uns kurz darauf hin, dass wir ja gestern den Termin hatten und nach Austausch der Email-Adressen gehen wir wieder. In Deutschland wäre so eine Vorgehensweise wohl eher als unangebracht angesehen worden.

SOS Kinderdorf

Danach ist schon Wochenende, denn wie mir Denis und Jimmy erklärt haben, brauchen sie die 2,5 Tage frei um Abstand von der oft belastenden Arbeit zu bekommen. Das sehe ich auch so, aber in Uganda habe ich diese Einstellung bisher noch nicht erlebt.

Tropische Pflanzen

Jimmy nimmt mich auf seinem Motorrad noch mit zu sich nach Hause. Er besitzt ein grosses Stück Land am Rande von Fort Portal. Mit 3 Acres (12.000qm²) ist das deutlich mehr als ich mir jemals in Bonn werde leisten können. Er besitzt eine Kuh und Schweine, um die Familie damit zu ernähren. Ausserdem hat er einen grossen Hühnerstall für bis zu 500 Hühner gebaut. Zudem findet sich massenhaft Matoka auf seinem Grundstück, das ihm ein sehr ansehnliches Zusatzeinkommen gewährt. Ich würde Jimmy damit schon als eine der wohlhabenderen Personen ansehen, die ich bisher getroffen habe. Wie er mir erzählt, hat er früher Management studiert und für ein Unternehmen gearbeitet. Danach hat er noch mehrere Jahre ein Restaurant besessen und dann nebenbei Psychologie studiert. Auch das ist eher ungewöhnlich hier, noch einen 2. Bildungsweg einzuschlagen.

Mein neuer Helm

Auf dem Nachhauseweg kaufen wir noch einen Helm für mich. Denn wir sind für unsere Arbeit lange auf Motorrädern unterwegs und da möchte ich zumindest soweit möglich etwas für meine Sicherheit tun. Übrigens tragen meine beiden Kollegen einen Helm, nur die Volunteers anscheinend nicht. Bei den Helmen gibt hier leider nur eine Einheitsgröße, die zudem sehr gross ausfällt, das “one size fits it all” stelle ich da mal in Frage. Dafür kostet er nur 50.000 UGX (12,50 Euro).

Lunch beim Inder

Nachmittags esse ich noch in der Stadt bei einem Inder mein spätes Lunch, damit ich später am Abend nicht noch einmal in die Stadt muss. Das Sandwich mit Pommes ist ok, wobei ich bei der Hitze nicht gerade viel Hunger habe. Wieder zu Hause versuche ich mich ein wenig auszuruhen und zu lesen, was bei der mich umgebenden Kinderschar nicht gerade leicht ist. Aber das Menschen überall sind, gehört auch zu diesem Land.

Erster Tag im Projekt Nummer 2

Nach einer kleinen Kreativpause geht es weiter. Der Text ist bereits geschrieben, aber ich konnte mich nicht aufraffen, das finale editieren zu machen. Aber jetzt:

Kaum ist Projekt 1 vorbei, geht es mit dem nächsten weiter. Der erste Abend in meiner neuen Bleibe war gewöhnungsbedürftig. Die Vollverpflegung und die himmlische Ruhe in den Bergen vermisse ich hier extrem. Ich mag die neuen Nachbarskinder und beschäftige mich gerne mit ihnen, aber abends nach 0.00 Uhr und morgens vor 6 Uhr könnten Sie doch ein wenig leiser sein. Aber hier wohnen alle extrem eng aufeinander. In Verbindung mit der Matratze und einem Kopfkissen, die alles andere als geeignet für empfindliche middle ager sind, bin ich doch extrem gerädert aufgewacht.

Morgens, wenn der Hahn 🐓 (mpanga) kräht

Mein neuer Projektleiter Denis ist kurz nach 9 Uhr mit dem Boda boda (Motorrad) gekommen und wir sind zum ersten Projektpartner gefahren. Wir haben an einer Schule einen Vormittag lang einen Vortrag über Psychologie und das Erwachsenwerden gehalten. Meine Organisation hier kümmert sich um Mental Health mit einem Schwerpunkt auf Jugendlichen. Wir haben eine Gruppe von ca. 50 Schülern zwischen 8 und 50 Jahren über so verschiedene Themen wie Persönlichkeitsbildung, Sexualverhalten, Berufswahl und Aids informiert. Dabei wurden die Themen so offen adressiert, wie ich es bei uns in der bekannten “Bienchen”-Biologiestunde nie erlebt habe.

Frühstück selbst gemacht

So wurde offen darüber debattiert, wie Mädchen ihre Brüste in Wasser halten, damit diese schneller wachsen und es wurde auf die Jungen gezeigt, die schon Schamhaare haben. Ausserdem wurde zum Thema Kinderschwangerschaft erklärt, wie die Boda-boda-Fahrer den Minderjährigen 1.000 UGX (ca. 0,25 Euro) für eine Cola geben, um diese so später ins Bett zu bekommen. Und da der Motorrad-Taxi-Fahrer wiederum eine Geliebte hat, die auch einen Ehemann hat, der wiederum 2 Geliebte hat und eine davon verheiratet ist und dessen Mann HIV (Aids) hat… Hartes Anschauungsmaterial.

Sexualerziehung mit Jimmy

Ich bin hier als Volunteer zusammen mit einer angehenden Krankenschwester aus England und wir haben im Anschluss diskutiert, warum nicht mehr wie in Europa auf das Thema Verhütung gesetzt wird, sondern fast ausschließlich Abstinenz gefordert wird. Denn Letzteres klappt hier offensichtlich nicht sehr gut. Das hat wohl mit der Vorherrschaft von christlicher Weltanschauung und auch den traditionellen Werten zu tun.

Lokales Restaurant

Nach dem interessanten Vormittag bin ich mit den Projektleitern in ein sehr lokales Restaurant zum Mittagessen gefahren. Ich hoffe, mein Magen verträgt das gut.

Family Counselling

Nachmittags haben wir eine Familie in einem Dorf besucht. Durch meinen Aufenthalt in den Bergen war mir der Anblick der Menschen auf den Dörfern und die holprigen Strassen schon sehr vertraut. Ziel der Fahrt war eine Familie, wo der Familienvater seit seiner Kindheit blind ist. Was in Deutschland schon eine schwere Einschränkung sein kann, ist in Uganda eine unmögliche Alltagsbeeinträchtigung. Trotzdem konnte der Mann (Josef) eine Familie mit 4 Kindern gründen und ein Haus selber bauen.

Dörfer bei Fort Portal

Aber wegen seiner Blindheit wurden er und seine Frau von den anderen Dorfbewohnern stigmatisiert. Zusätzlich mangelt es an finanziellen Mitteln, um z.B. die Kinder zur Schule zu schicken. Deshalb hat er psychologische Beratung erhalten und eine andere spanische Hilfsorganisation hat ihm einen Hühnerstall und eine Toilette gebaut. Denn die alte Toilette war morsch und überflutet und es bestand die ständige Gefahr für Josef oder die Kinder, in die Grube zu stürzen.

Schule während der Ferien

Nachdem wir wieder in der Stadt waren, habe ich mich auf dem Basar noch mit Alltagsgegenständen eingedeckt: 1 Kopfkissen, Putzlappen und Spülmittel. Kleine Schritte, um die Lebensqualität zu steigern:-)

Die Karawane zieht weiter

Heute ist es soweit, es geht zum nächsten Projekt. Nachdem Isaac endlich kommt können wir zur Talstation fahren, wo es mit dem Bus weitergeht. Ich musste gar nicht lange warten und schon kam der Bus, der nach Kampala fährt. Aber ich fahre nur die 2 Stunden bis Fort Portal mit.

ATU jetzt auch in Uganda?

Im Bus ist es wieder eng und deutlich zu heiß. Neben mir fängt ein Kind an zu kotzen, aber ich kann nur Tempos und Wasser anbieten. Da der Bus an jeder Ecke hält, dauert die Fahrt ziemlich lange. In Fort Portal erwartet mich dann Denis, mein neuer Projektpartner. Er ist mit seinem Motorrad gekommen, aber das passt gut mit meinem Gepäck. Wir sitzen ja nur zu zweit auf dem Bike. Nachdem wir durch die grünen, etwas nobleren Vororte gefahren sind, wo viele internationale Organisationen ihren Sitz haben, kommen wir in das etwas einfachere Viertel, wo ich die nächsten Wochen wohnen werde.

Mein neues zu Hause

Ich habe 2 Zimmer und ein Bad und da kein anderer Volunteer da ist, kann ich die Wohnung alleine benutzen. Denis musste relativ schnell weiter, da einer seiner Kollegen ein technisches Problem mit seinem Motorrad hatte. Ich nutze die Zeit und mache zuerst eine kleine Grundreinigung. Da es nur einen Reisigbesen gibt, versuche ich mir von der Nachbarin etwas zum Sauber machen zu leihen und setze dabei meine neuen Sprachkenntnisse ein: Im Gegensatz zu meinem vorherigen Einsatzort spricht man hier Lotorro, eine weitere Bantusprache. Doch die Nachbarin kommt etwas weiter aus dem Süden und spricht wieder eine andere Sprache. Hier kann man alle 50km eine neue Sprache lernen. Aber mit Englisch klappen die meisten einfachen Gespräche auch.

Sehen cool aus, sind aber ziemlich ungemütlich

Nachdem ich die Wohnung wieder betreten kann, ohne überall Abdrücke zu hinterlassen, kommt Denis zurück und setzt mich in der Stadt ab. Nachdem ich 2 Wochen in den sehr ruhigen Bergen verbracht habe, ist mir das städtische Treiben sehr unangenehm. Den dauernden Lärm von Autos und Menschen habe ich überhaupt nicht vermisst. Fort Portal ist ziemlich lebendig, da es sowas wie die Kreisstadt für die ganze Region ist. Nach einem kleinen Stadtrundgang lasse ich mich in einem Cafe nieder und gönne mir einen Cappuccino.

Kaffeetrinken in der Zivilisation

Da ich hier Selbstversorger bin, muss ich im Supermarkt einige Basisprodukte wie Klopapier, Küchenutensilien und einige Grundnahrungsmittel besorgen. Die Vollversorgung in den Bergen war doch sehr angenehm:-) Nachdem mich ein boda boda (Motorradtaxi) nach Hause gebracht hat, habe ich mich mit einem dürftigen Abendessen versorgt und danach eine Dusche genommen. Leider herrscht hier ein Wasserproblem und ich darf mit einer Eimerdusche vorlieb nehmen. In den Bergen war die Wassertemperatur und -stärke beim Duschen auch nicht optimal, aber im Vergleich hierzu Luxus.

Hochzeitsausstatter

Nach 3 Wochen in Uganda ist jetzt mein Datenvolumen von 10 GB aufgebraucht. Ich hätte gedacht, das reicht länger, aber wenn nie ein Wlan zur Verfügung steht, geht schon einiges an Daten durch den Schlauch des Providers. Daher schreibe ich den Blog erst mal offline und muss morgen eine Gelegenheit zum Aufladen finden.

Abschied nehmen oder doch nicht?

Obwohl heute mein Abreisetag ist, hat Isaac plötzlich Arbeit für mich. Im neuen Haus für die Freiwilligen soll die Zwischendecke fertiggestellt werden. Kein Problem, ich säge dem Handwerker ein paar Balken zurecht, damit er damit die Querstreben der neuen Zwischendecke am Dachstuhl befestigen kann.

Der Dachstuhlbauer
Profi Hiwi

Die Arbeit ist schnell erledigt und ich mache mich daran, meine Abreise vorzubereiten. Ich verabschiede mich vorher noch von den kleinen Künstlern mit den Wasserspielen, lasse noch ein wenig Geld und Süssigkeiten da und gehe zum Packen zurück zum Camp.

Letzter Auftritt der Ruwenzori brass band
Bei den kleinen Künstlern

Zur Sicherheit rufe ich bei meinem neuen Projekt an, um die Uhrzeit zu verabreden. Doch der Projektleiter dort hat heute keine Zeit, da er auf dem Feld ist und würde mich lieber morgen vormittag in Empfang nehmen. Ich habe mich (fast) an die afrikanische Flexibilität gewöhnt und bleibe einfach noch einen Tag länger vor Ort. So schöne Natur werde ich sicher sobald nicht wiederfinden!

Mein Restaurant in den Bergen

Nachmittags helfe ich einer Angestellten vom Camp ihr Feld von Unkraut zu befreien. Durch das warme und nasse Klima wächst hier gerade alles wie verrückt. Mit der Machete kann ich mich da richtig austoben.

Feldarbeit

Als ich wieder im Camp angekommen bin, um meine Sachen für die morgige Abfahrt vorzubereiten, kommt es zum ersten längeren Stromausfall. Bisher habe ich davon in Uganda kaum etwas mitbekommen. Daher habe ich heute nur kalt duschen können und mein Abendessen im Schein der Taschenlampe eingenommen. War aber kein Problem und nach 1,5 Stunden war der Strom wieder da.

Die Affen rasen durch den Wald

Heute ist schon mein letzter voller Arbeitstag im 1. Projekt. Wir sollten heute einem Handwerker, ich denke mal Schreiner, beim Einziehen der Zwischendecke im neuen Haus helfen. Leider ist er gar nicht aufgetaucht. Mal schauen, ob er morgen vormittag auftaucht, dann kann ich noch bis mittags helfen, bevor ich leider von hier abfahren muss.

Die Ruwenzoris

Mittlerweile ist es schon ziemlich heiß geworden und die Regenzeit scheint sich in Folge des Klimawandels verfrüht verabschiedet zu haben. Normalerweise geht diese bis Juni. Ich begebe mich zum Abschied noch mal in den kleinen Regenwald am Rande des Nationalparks. Denn ich habe bisher die versprochenen Affen noch nicht angetroffen.

Affe in “meinem” Wald

Zuerst sah es aus, als würde ich meine Primatenkollegen wieder nicht aufspüren können. Aber dann sehe ich die Äste hoch oben in den Bäumen ungewöhnlich stark schwanken. Und in der Tat: kurze Zeit später sehe ich einen langen Schwanz am Ast runterbaumeln. Mein erster selbstentdeckter Affe in freier Wildbahn! Kurz später sehe ich sogar noch einen zweiten Affen, der mir sogar sein Gesicht zudreht. So kann ich erkennen, dass es ein schwarzer Affe mit weissem Gesicht ist. Sehr schön, da hat sich der Ausflug doch gelohnt.

Der lange Schwanz verrät ihn

Langsam wird es im Camp voller und neben einem Camper, was hier meistens 4WD mit Dachzelt sind, ist auch ein Student aus Kabale zu Gast. Die Stadt liegt im Süden an der Grenze zu Ruanda und soll noch kälter als unser Ort sein. Für Afrika kaum zu glauben. Brian ist Medizinstudent im 4. Jahr und macht am Krankenhaus sein Praxissemester in Chirurgie. Ein sehr interessanter Gesprächspartner, der nebenher mit seiner Familie ein Tankstellenbusiness an der Grenze zu Kenia aufbaut. Er sucht noch Investoren und dachte gleich an mich:-)

Große Blätter

Ausserdem hat er mich gefragt, was ich von Polygamie halte. Denn interessanterweise gehört er zum Volk der Buganda (das ist die Gegend um Kampala), die Vielfachehen erlauben und praktizieren. Er geht mit gutem Beispiel voran und hat mit einer Freundin ein Kind, die er bald heiraten möchte. Eine zweite Freundin muss noch von der Idee der Polygamie überzeugt werden… Meine Meinung dazu? Was ich in meinem schlauen Buch dazu lese, scheint die Monogamie zumindest evolutionstechnisch für einen langen Zeitraum Vorteile mit sich gebracht haben. Aber ob das für die heutige Zeit noch gültig ist? Zumindest scheinen sich die meisten Gesellschaften und der Großteil der Religionen auf eine monogame Lebensführung geeinigt zu haben. Aber wie der Kölner schon festgestellt hat: Jede Jeck is anders.

Camp am Fluss

Blogfreier Tag?

Trotz des gestrigen umfangreichen Tags schaffe ich es, um 7.30 Uhr aufzustehen. Denn heute möchte ich die örtliche Kirche besuchen. In Uganda sind die christlichen Kirchen sehr verbreitet und in jedem kleinen Dorf gibt es eine oder mehrere Kirchen. So stehen trotz der seehr abgelegenen Gegend bei mir um die Ecke eine katholische und eine anglikanische Kirche im Wald. Beide fangen um 8 Uhr an. Gemäß meiner Konfession entscheide ich mich für die katholische Variante.

Gelegentlich haben wir Gäste im Camp

Zuerst ist die Kirche ziemlich leer, aber in der ersten Stunden kommen ähnlich wie beim Taxifahren immer mehr Leute dazu. Der Weg aus den Bergen ist für einige dann doch sehr lang. Der Ablauf ist ähnlich wie bei uns, aber die ganze Messe findet auf Lukonzo statt. Und es gibt wesentlich mehr Redebeiträge zwischendurch. Der Gesang ist sehr schön, ähnlich wie beim Gospel darf geschunkelt und geklatscht werden, die Kinder tanzen mit. Es wird auch immer wieder Geld für verschiedene Zwecke eingesammelt. Damit auch jeder etwas zur Kollekte beiträgt, muss dazu die ganze Gemeinde nach vorne kommen, wo die Spendenboxen stehen. Ich habe ein Segen einen Jungen neben mir sitzen, der mir einiges erklärt. Als nach 2:15 Stunden immer noch umfangreiche Reden geschwungen werden, entschliesse ich mich zum Gehen. Denn ich habe vor der Messe kein mehr Frühstück geschafft.

Die katholische Dorfkirche

Nachmittags gehe ich noch zum Projektbüro, wo mir Isaac ein paar Leute vom Verein vorstellen wollte. Er ist aber nicht da, weil er sein Auto wieder in die Werkstatt bringen muss. Deshalb begnüge ich mich mit den zahlreich vorhandenen Ladies vom Sparclub, der hier SACCO heißt und sich heute im Projektbüro trifft. Diese Art von Organisation ist hier und in ganz Uganda sehr verbreitet.

Public Viewing

Jedes Mitglied bezahlt einen kleinen Betrag ein und kann bei Bedarf einen größeren Kredit aufnehmen. So müssen für einen Kredit von beispielsweise 25 Euro jeden Monat 1,25 Euro an Zinsen bezahlt werden. Die Kredite werden dann zum Beispiel für Arztbesuche oder das Schulgeld verwendet. Mit der nächsten Ernte kann das Geld dann bestenfalls zurückbezahlt werden. Was mir wieder auffällt, ist die grenzenlose Geduld der Frauen. Sie können stundenlang sitzen, ohne dass etwas nennenswertes passiert, es wird nicht einmal viel geredet. Im Dorf decke ich mich noch mit ein paar Kleinigkeiten ein – heute stehen Äpfel zur Auswahl –  und gehe zurück zu meinem Camp.

Ohne Regen geht das Wasser schnell zurück
Blick auf die Mountains of Moon

Low Cost Safari

Man (und ich auch) mag es kaum glauben: es ist schon wieder Wochenende. Und ich habe das Gefühl, diese Woche (fast) nichts getan zu haben. Was ein wenig der Wahrheit entspricht. Für heute habe ich mir vorgenommen, eine “Low Cost”-Safari zu machen. Da ich 3 Monate unterwegs bin und die ganzen Safari- und Nationalparkaktivitäten hier doch ziemlich teuer sind, werde ich ab und zu Dinge unternehmen, die Einheimische theoretisch auch machen könnten. Und die dementsprechend wesentlich günstiger sind.

Auf dem Boda boda

Heute ist das Wetter schön, sogar ziemlich warm und ich kann problemlos ein Motorrad-Taxi (boda boda) ins Tal nehmen. Zu Dritt fahren wir die gut 1 Stunde bis in die nächste Stadt Kasese. Da es fast nur bergab geht, kann ich zumindest nicht hinten runter fallen. Ansonsten ist die Fahrt ein ziemlicher Balanceakt, macht aber trotzdem Spass.

Kaktus

In Kasese suche ich mit dem Fahrer ein Auto, das mich weiter nach Katwe bringt. Das ist ein kleiner Ort direkt am Lake Edward, der zudem umgeben von Nationalpark liegt. Ziemlich schnell findet sich ein Auto, das mich für kleine 10.000 UGX (2,50 Euro) mitnimmt. Ok, die Leute wollen Ihr Auto vollbekommen, deshalb finden sich nach kurzer Zeit deutlich mehr Leute als Plätze im Auto.

Lake Edward

Nach einiger Zeit erreichen wir den QENP (Queen Elizabeth National Parc), wo ich letzte Woche schon war. Diesmal nehmen wir aber eine Schotterstrasse quer durch den Park, um ins Dorf zu kommen. Der Witz ist, dass für diese Route keine Gebühr für den Nationalpark fällig ist, auch wenn wir durch offenes Gelände denselbigen durchqueren. Leider sind wegen der Hitze tagsüber nur relativ wenige Tiere zu sehen.

Die Salzseen von Katwe

Nach einiger Zeit kommen wir endlich in Katwe an. Das ist ehrlich gesagt ein total verlassenes Kaff und ich habe schon Angst, dass ich hier gar nichts unternehmen kann. Mein Bradt-Reiseführer hat zwar etwas anderes behauptet, aber im Internet waren fast gar keine Information über Katwe verfügbar. Doch zu meiner Überraschung hat mich der Taxifahrer direkt am Tourist Office abgesetzt, wo ich direkt empfangen wurde. Auf einmal hab es 3-4 Leute, die mich über die touristischen Aktivitäten in der Stadt aufklären konnten.

Flösser auf dem Salzsee

Höhepunkt ist die Besichtigung der Salzseen, wofür die Stadt berühmt ist. Ich könnte ansonsten noch einen Stadtrundgang machen und ans Ufer des Lake Edward zu den Fischerbooten gehen. Die ursprünglich angebotene Bootstour wurde leider mit Corona wegen Gästemangels eingestellt. Und mit einem Fischerboot kann ich nicht einfach rausfahren, da das wegen der wilden Tiere wie den Hippos erst bei einer Behörde angemeldet werden muss.

Salz auf meiner Haut

Ich starte aber erst einmal mit der Salzsee-Tour für 10 US-$. In mittlerweile brütender Hitze geht es zu einem Kratersee, der schon seit Jahrhunderten zum Salzabbau benutzt wird. Schon aus der Ferne sehe ich die vielen kleinen abgesteckten Becken zum Salzabbau. Laut Information meines sehr inormativen jungen Guides gibt es über 10.000 solcher Becken und diese werden von Generation zu Generation innerhalb der Familien weitervererbt. Als wir näher an den See kommen, sehe ich, was für ein schmutziges Geschäft der Salzabbau ist.

Alles Salz

Neben dem hohen Salzgehalt enthält der Krater nämlich auch jede Menge giftige Gase und es riecht ziemlich übel. Außerhalb der Becken wird zudem Salz vom Boden abgebaut. Dazu fahren Männer mit Flössen raus und stossen das Gestein vom Boden ab. Es ist alles andere als gesund, sich länger als nötig in dem See aufzuhalten, aber trotzdem sehe ich die Männer bis zur Nasenspitze unter Wasser. Einige tragen zwar Gummistiefel und Latexschutz, trotzdem sehe ich viele ungeschützte Körperstellen. Den Frauen, die in den Becken arbeiten, wird zudem geraten, nicht während der Periode dort zu arbeiten, da das Wasser schwere Störungen der Fruchtbarkeit auslösen kann. Ich denke mir, dass das Wasser nicht nur während der Periode schädlich ist.

Salzarbeiter

Nachdem wir die schon jetzt unter der glühenden Sonne flirrende Salzlandschaft hinter uns lassen, sieht der Guide eine Schlange und warnt mich lauthals davor. Leider ist die größere Schlange da schon im Busch verschwunden. Ich sage ihm, er soll mir lieber erst leise Bescheid geben, damit ich zumindet vorher ein Foto machen kann. Denn bisher ist mir hier noch keine Schlange begegnet.

Raststätte für Vögel

Später kommen wir noch an einem zweiten Kratersee vorbei, der mit einem nicht ganz so hohen Salzgehalt glänzt. Dafür ist er wohl ein beliebter Landeplatz für alle Arten von Zugvögeln. Da aber auf der nördlichen Halbkugel der Frühling (hoffentlich) eingezogen ist, ist gerade nicht der richtige Zeitraum. Trotzdem bekommen wir jede Menge Flamingos zu sehen, die hier Dauergast zu sein scheinen.

Fernglas Trick


Nach weiteren 30 Minuten ist der sehr ausführliche und empfehlenswerte Rundgang beendet. Es ist mittlerweile schon nach 17 Uhr und der Guide empfiehlt, lieber jetzt ein Taxi zurück zu nehmen. Denn nach Einbruch der Dunkelheit fahren fast gar keine Verkehrsmittel mehr den Weg zurück nach Kasese. Denn den meisten ist der Park bei Nacht zu gefährlich. So wurde mein Guide im Dorf schon einmal nachts von einem Leoparden auf Ziegenjagd überrascht, als er sein Handy abhören wollte. Er ist schnell zum Haus gerannt, trotzdem hat die Wildkatze an der Tür gekratzt und gefaucht.

Ankole Rinder

Ich muss den Ausflug zum Lake Edward auf das nächste Mal verschieben und warte statt dessen auf das letzte Auto nach Hause. Wie auf der Hinfahrt gibt es wieder deutlich mehr Passagiere als Plätze, vorne sitzen wir zu Viert. Aber alles Damen, was hier geruchsmässig schon ein Vorteil ist, vor allem wenn wir so eng aufeinander hocken.

Full house

In Kasese genieße ich ein Abendessen in einem ziemlich modern anmutenden Restaurant. Es gehört zum Sandton Hotel, was hier zu den besseren Adressen gehört. Schnell schreitet der tropische Abend voran und bald ist es wieder fast zu spät, um noch ein Motorradtaxi nach Hause in die Berge zu finden. Doch es findet sich ein wagemutiger Junge, der die sehr weite Fahrt (vor allem bei Dunkelheit) akzeptiert. Obwohl er bisher noch nie an diesem Ort in den Bergen war. Wahrscheinlich hat er seinen Mut bereut, denn je höher wir kamen, desto kälter wurde ihm in seiner dünnen Jacke. Bei mir ging es komischerweise, wahrscheinlich weil ich im Windschatten saß. Aber es war schon ein heißer Ritt und ich habe wieder sämtliche Sicherheitsbedenken über Bord geworfen.

Sonnenuntergang über Kasese