Die Nachtruhe in der Natur ist deutlich angenehmer als in der Stadt, wobei auch hier mitten im Nichts mein Hausnachbar laute Musik ab 7 Uhr morgens schätzt. Sei’s drum.
Ich lasse den Tag langsam angehen und mache mich dann gemütlich zu Fuß zu den Wasserfällen auf, die auf einem 3stündigen Wanderrundweg erreichbar sein sollen. Schon nach 30 Minuten komme ich an einer der zahlreichen Kirchen vorbei, die hier jeden Sonntag mit lauter Musik auf sich aufmerksam machen.
Ich tanze ein wenig auf der Strasse mit und ein Junge lädt mich ein mitzubeten. Da ich heute sowieso nichts besonderes vorhabe, gehe ich mit in die Kirche. Ich werde sofort von dem Leiter der Messe persönlich auf Englisch begrüsst. Ansonsten findet die Messe auf Rutooro statt. Und kurze Zeit später darf ich schon nach vorne kommen und die Gemeinde begrüssen. In diesen Spontan-Auftritten bin ich mittlerweilge geschult und teile der begeisterten Gemeinde meine 3-4 Sätze auf Rutooro mit. Der Rest meiner Ansprache wird dann aus dem Englischen simultan übersetzt.
Mein Ansinnen war, meine Wanderung nach kurzer Zeit fortzusetzen. Am Ende sind 2 Stunden daraus geworden. Neben verschiedenen Beschwörungspsalmen, die bei uns auch als Teufelsaustreibungen durchgehen würden, gab es auch sehr schöne und lebendige Tänze und Gesänge. Vor allem das Publikum ist hier viel jünger als bei uns in der Kirche, die meisten sind zwischen 5 und 25 Jahren alt, was dem Durchschnitt der ugandischen Bevölkerung entspricht.
Als es endlich weitergeht, kann ich die letzten paar Kilometer in drückender Mittagshitze fortsetzen. Die Wasserfälle selbst sind nicht so beeindruckend, eher ist interessant, wie viele Kinder mich die ganze Zeit umschwärmt haben und nach Geld gefragt haben. Ansonsten betteln die Kinder eher wenig, aber vielleicht haben die muzungus doch das ein oder andere Mal hier in der touristischen Gegend Geld verteilt und die Kinder damit ermuntert, das weiterzuführen.
Da die Zeit knapp ist, lasse ich mich per boda-boda zur Lodge zurückbringen. Nach einem Kaffee lasse ich mich von dem gleichen Fahrer auch nach Fort Portal bringen. Er ist ein netter Junge, der hier mit seiner Frau und 2 Kindern im Dorf lebt. Seine Frau ist Bukonzo, deshalb können wir ein wenig in der Sprache der Bukonzo sprechen. Sein Geschäft ist das Motorradtaxifahren. Er hat sich das Motorrad auf Kredit gekauft und muss jede Woche 15 Euro abbezahlen. Noch 4 Monate und dann hat er sein Motorrad abbezahlt. Dann bleibt etwas mehr von den Einnahmen übrig. Er hat in der Schule nur Senior 4 Level abgeschlossen (ich denke, das entspricht unserem Hauptschulabschluss) und müsste noch weiter studieren, um einen besseren Job zu bekommen. Aber dafür fehlt leider das Geld.
Abends, als ich mich gerade in meiner Becher-Dusche erfrische, steht auf einmal Ex-Schwester Olivia vor meiner Türe. Mich überrascht hier nur noch wenig, aber der Moment war ein wenig unpassend. Sie wollte mit mir Abendessen gehen und da ich außer Fertignudeln nichts im Haus hatte, sind wir in die Stadt gefahren. Wir haben ein kleines lokales Restaurant aufgesucht, wo ich Fisch mit Reis gegessen habe. Es war lecker, ich muss nur aufpassen, dass mein Magen das vermehrte Essen in Strassenküchen verträgt.