Erster Tag im Projekt Nummer 2

Nach einer kleinen Kreativpause geht es weiter. Der Text ist bereits geschrieben, aber ich konnte mich nicht aufraffen, das finale editieren zu machen. Aber jetzt:

Kaum ist Projekt 1 vorbei, geht es mit dem nächsten weiter. Der erste Abend in meiner neuen Bleibe war gewöhnungsbedürftig. Die Vollverpflegung und die himmlische Ruhe in den Bergen vermisse ich hier extrem. Ich mag die neuen Nachbarskinder und beschäftige mich gerne mit ihnen, aber abends nach 0.00 Uhr und morgens vor 6 Uhr könnten Sie doch ein wenig leiser sein. Aber hier wohnen alle extrem eng aufeinander. In Verbindung mit der Matratze und einem Kopfkissen, die alles andere als geeignet für empfindliche middle ager sind, bin ich doch extrem gerädert aufgewacht.

Morgens, wenn der Hahn 🐓 (mpanga) kräht

Mein neuer Projektleiter Denis ist kurz nach 9 Uhr mit dem Boda boda (Motorrad) gekommen und wir sind zum ersten Projektpartner gefahren. Wir haben an einer Schule einen Vormittag lang einen Vortrag über Psychologie und das Erwachsenwerden gehalten. Meine Organisation hier kümmert sich um Mental Health mit einem Schwerpunkt auf Jugendlichen. Wir haben eine Gruppe von ca. 50 Schülern zwischen 8 und 50 Jahren über so verschiedene Themen wie Persönlichkeitsbildung, Sexualverhalten, Berufswahl und Aids informiert. Dabei wurden die Themen so offen adressiert, wie ich es bei uns in der bekannten “Bienchen”-Biologiestunde nie erlebt habe.

Frühstück selbst gemacht

So wurde offen darüber debattiert, wie Mädchen ihre Brüste in Wasser halten, damit diese schneller wachsen und es wurde auf die Jungen gezeigt, die schon Schamhaare haben. Ausserdem wurde zum Thema Kinderschwangerschaft erklärt, wie die Boda-boda-Fahrer den Minderjährigen 1.000 UGX (ca. 0,25 Euro) für eine Cola geben, um diese so später ins Bett zu bekommen. Und da der Motorrad-Taxi-Fahrer wiederum eine Geliebte hat, die auch einen Ehemann hat, der wiederum 2 Geliebte hat und eine davon verheiratet ist und dessen Mann HIV (Aids) hat… Hartes Anschauungsmaterial.

Sexualerziehung mit Jimmy

Ich bin hier als Volunteer zusammen mit einer angehenden Krankenschwester aus England und wir haben im Anschluss diskutiert, warum nicht mehr wie in Europa auf das Thema Verhütung gesetzt wird, sondern fast ausschließlich Abstinenz gefordert wird. Denn Letzteres klappt hier offensichtlich nicht sehr gut. Das hat wohl mit der Vorherrschaft von christlicher Weltanschauung und auch den traditionellen Werten zu tun.

Lokales Restaurant

Nach dem interessanten Vormittag bin ich mit den Projektleitern in ein sehr lokales Restaurant zum Mittagessen gefahren. Ich hoffe, mein Magen verträgt das gut.

Family Counselling

Nachmittags haben wir eine Familie in einem Dorf besucht. Durch meinen Aufenthalt in den Bergen war mir der Anblick der Menschen auf den Dörfern und die holprigen Strassen schon sehr vertraut. Ziel der Fahrt war eine Familie, wo der Familienvater seit seiner Kindheit blind ist. Was in Deutschland schon eine schwere Einschränkung sein kann, ist in Uganda eine unmögliche Alltagsbeeinträchtigung. Trotzdem konnte der Mann (Josef) eine Familie mit 4 Kindern gründen und ein Haus selber bauen.

Dörfer bei Fort Portal

Aber wegen seiner Blindheit wurden er und seine Frau von den anderen Dorfbewohnern stigmatisiert. Zusätzlich mangelt es an finanziellen Mitteln, um z.B. die Kinder zur Schule zu schicken. Deshalb hat er psychologische Beratung erhalten und eine andere spanische Hilfsorganisation hat ihm einen Hühnerstall und eine Toilette gebaut. Denn die alte Toilette war morsch und überflutet und es bestand die ständige Gefahr für Josef oder die Kinder, in die Grube zu stürzen.

Schule während der Ferien

Nachdem wir wieder in der Stadt waren, habe ich mich auf dem Basar noch mit Alltagsgegenständen eingedeckt: 1 Kopfkissen, Putzlappen und Spülmittel. Kleine Schritte, um die Lebensqualität zu steigern:-)

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