Nach einigermassen gutem Schlaf / der ständige Lärm der Bar nebenan und die Geräusche der Zimmernachbarn durch die dürren Wände scheine ich schon zu ignorieren / konnte ich die grosse Sightseeing-Tour zu Fuss starten. Am Ende sind 15km daraus geworden, dementsprechend fühlte ich mich danach.
Aber der Reihe nach. Das Hostel liegt auf einem der 7 Hügel Kampalas (woraus mittlerweile aufgrund des Wachstums schon über 20 Hügel geworden sind). Mein Hügel heisst Kololo und ist das Reichenviertel der Stadt. In der Nähe ist auch ein Stadion in dem sehr viele Leute waren, Ich dachte schon ein Fussballspiel aber die Leute haben sich nur registrieren lassen, um eine ID zu bekommen. Ihre Wartenummer beträgt 7.528 und die voraussichtliche Wartezeit 8 Stunden.
Auf dem Feld stand auch ein Hubschrauber, den ich neugierig beäugt habe. Dann kam aber schon das afrikanische SEK mit mehreren schwarzen SUVs im Schlepptau, die einen VIP irgendwo hinfliegen wollte. Da wurde ich aufgeregt aufgefordert, Platz zu machen. Aus der Ferne habe ich mir das Spektakel noch gegönnt.
Weiter ging es durch die Nachbarschaft zum National Theater, das aber bis zu meiner Abreise keine Aufführung mehr anbietet. Heute gab es nur eine Veanstaltung für Schüler. Dafür gibt es hinter dem Theater kleine Souvenirstände, wo ich mir schon mal Gedanken machen konnte, wie ich in meinem Gepäck noch ein bisschen Platz schaffen könnte. Für den zweiten Besuch in Kampala in 1,5 Monaten. Denn auch hier führen alle Wege über Rom.
Auf dem Weg zum Hauptbahnhof wollte ich noch ein Photo vom Parlament machen, das fanden die Wachen aber nicht so gut. Ich wollte ein wenig über Demokratie und Parlament für das Volk und nicht umgekehrt diskutieren, hat aber nichts gebracht…
Der Bahnhof ist ganz spannend, denn hier fahren kaum noch Züge. Unter den Briten fleissig mit indischer Unterstützung gebaut und auch genutzt, findet das System heute nur wenige Anhänger. Sehr schade, da die Strecke früher bis in meinen ersten Projektstandort Kasese führte, bestimmt angenehmer als mit dem Bus. Wie so vieles war der der Bahnhof bewacht aber die meisten Wächter lassen einen mit ein wenig Überredung durch.
Nach einem halben Tag Fussmarsch war ich schon erschöpft, es ist hier mit 26 Grad nicht besonders heiss aber wegen der Regenzeit leicht schwül. Da bot sich der – natürlich bewachte – großzügige Garten des Sheraton Hotels zur Erholung an. Schon ein Unterschied zu meiner Unterkunft:-) Im Park konnte ich mir gleich 2 lokale Hochzeiten anschauen oder eher gesagt das Fotoshooting.
Ein wenig zu Kräften gekommen habe ich mich auf der Suche nach meinem Busterminal gemacht, wo ich das Ticket für meine Abreise am Montag kaufen wollte. Der ÖPNV ist hier leider nicht besonders gut ausgebaut, so dass ich auf mehr oder weniger gute Busunternehmen angewiesen bin. Meins heisst link Bus und liegt mitten in der Altstadt. Das ist wie ein riesiger Basar mit Unmengen von Leuten, aufgefüllt mit Motoradtaxis und Autos. Für meine westliche Natur nur schwer zu ertragen, vor allem da ich Menschenaufläufe sowieso nicht besonders mag. Aber das hier war 1 Stunde volle Dröhnung, bis ich endlich am Terminal war. Reservierung ist anscheinend nicht nötig, der Bus fährt einfach jede Stunde und man nimmt den nächsten freien Platz. Naja, ich habe trotzdem schon ein Ticket für 11 Euro erworben und lasse mich dann am Montag überraschen, wie die Realität aussieht.
Nachdem dem Altstadt-Rush war es mit meiner Energie nicht mehr weit her und ich habe mein Lieblings-Café Javas aufgesucht, eine Kette, die sehr anständiges Essen anbietet. Ich habe mich für einen grossen Cappucino mit Bananenmuffin entschieden.
Als weitere Gäste des Cafes sind mir zum wiederholten Male in Uganda christliche Weiße aufgefallen, die hier anscheinend in missionarischer Mission unterwegs sind. Teilweise sogar mit Extra T-Shirts ausgestattet. Ich dachte, die Zeit der Belehrungen und Bekehrungen hätten wir hinter uns, aber anscheinend nicht.
Der Höhepunkt meiner Stadttour war der Besuch der großen Moschee. Ich hatte eine nette Muslima als Guide, der mir sehr viele Informationen geben konnte und alles gezeigt hat. Der Name der Moschee lässt den ein oder anderen Westler stutzen, da der Name Gaddafi-Moschee doch ein Imageproblem bei uns zu haben scheint. Aber der Dikatator von Uganda Idi Amin (hat auch kein positive Erinnerungen hinterlassen) hat den Islam in großem Stil in Uganda eingeführt und den Bau der größten Moschee Afrikas auf einem der 7 Hügel Ugandas geplant.
Nach seiner Absetzung ging jedoch das Geld aus, bis sich viele Jahre später Gaddafi hat überzeugen lassen, das fehlende Geld bereitzustellen. Als Dank ist eine Strasse nach ihm benannt und einige Plakate sind von ihm aufgehängt. Mit Platz für 25.000 Gläubigen ist es zwar nicht mehr die größte Moschee Afrikas aber immerhin vom östlichen und südlichem Afrika.
Für Touristen ist vor allem der Aufstieg auf das Minarett super, da sich von hier oben ein Super Blick auf ganz Kampala bietet. Also das ist bisher mein Geheimtipp für Kampala.
Zum Ende habe ich mir noch die 4km Rückweg zum Hotel gegönnt. Ich habe heute zwar gefühlt 1.000 Mal das Wort “boda” gehört, was die Motorradtaxis Dir dauernd hinterherrufen. Aber das gehört hier zum Alltag.
Abends hat sich gezeigt, warum es Sinn macht in einem Hostel abzusteigen: Abendessen konnte ich im Hotel, da meine Zimmernachbarin aus Peru und ihr Freund aus Uganda mir netterweise Pizza übrig gelassen haben. Und in der zum Hostel gehörenden Bar, wo ich meinen Blog weiterschreiben wollte, gab es immer wieder nette Gesellschaft. Unter anderem habe ich Dino und Ed aus Südafrika kennengelernt (Hi Dino, if you manage to read this:-). Sie fühlen sich in Uganda im Vergleich zu Südafrika sehr sicher, was einem aus deutscher Sicht vielleicht seltsam vorkommen mag. Aber sie verlassen in Johannesburg kaum zu Fuss die gated communities.